Für WeWater scoutet Elizabeth Diego Communitys und Dörfer auf kommunaler Ebene in Kenia, die Unterstützung gebrauchen können um Trinkwasser sauber zu filtern. Eigentlich arbeitet Elizabeth für die Regierung im Wassermanagement, besucht internationale Konferenzen zu Wasserthemen und schreibt für Community-Management Journals. Ihre Muttersprache ist Luo, das in der Viktoriasee-Region gesprochen wird. Sie selbst lebt aber im internationalen Nairobi. Wir haben mit ihr über ihren Job gesprochen, wie sie zu WeWater kam und wo sie Chancen und Herausforderungen der Wasserwirtschaft in Kenia sieht.
Elizabeth, was ist dein Beruf und wie hängt er mit WeWater zusammen?
Ich lebe in Kenias Hauptstadt Nairobi und arbeite für die Regierung. Wir sind eine Wasserwirtschaftsbehörde, die im Grunde genommen dem Wasserministerium untersteht. Wir sind zum Beispiel für Fragen der Abwasserentsorgung zuständig. Obwohl ich eigentlich Soziologin bin.
Was genau umfasst deine Arbeit? Und wie kommt dabei deine Expertise als Soziologin ins Spiel?
Wir sind eine technische Organisation: In unserem Mandat regeln wir die Nutzung der Wasserressourcen im ganzen Land. Bei uns sind Hydrologen, Geologen, Chemiker, Ingenieure beschäftigt, die diese Aufgabe übernehmen. Meine Abteilung ist jedoch die für Community-Entwicklung. Wir interagieren mit den Gemeinden und führen über die Regierung gemeinsam mit ihnen Projekte durch.
Wie sieht dieser Prozess genau aus?
Die Leute bringen die Vorschläge ein, wir prüfen sie, vergeben Verträge und Aufträge bewilligen Gelder, damit sie die Arbeit erledigen können. Dabei ist unsere Abteilung diejenige, die mit den Technikern zusammenarbeitet. Die Techniker sind es, die Vorschläge entwerfen und Änderungen vornehmen, damit die Idee umsetzbar ist. Im Grunde übersetze ich Wissenschaft in die Alltagssprache für die Bevölkerung.
Wie bist du in dieses interessante Feld zwischen Wissenschaft und Gemeindevermittlung gekommen?
Mein Vater arbeitete in einem ähnlichen Bereich. Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, hatte alles um mich herum mit Umweltfragen zu tun, was sicherlich eine Rolle bei der Entwicklung meiner Leidenschaft für diese Themen gespielt hat – aber immer mit einer Verbindung zu Community Management.
Dem wolltest du dann beruflich nachgehen?
Ja genau. Wissenschaft ist unglaublich wichtig. Aber wenn man keine Gemeinschaften hat, die die Erkenntnisse anwenden, wohin gehen dann die gesamten Erkenntnisse? Sie verschwinden. Als ich im Grundstudium Soziologie studierte, hatten wir viele Praktika in Organisationen. Dort arbeitete ich mit Straßenfamilien und Kindern. Noch heute ist es so: Ich möchte nicht nur im Büro bleiben, sondern dort draußen sein, helfen und Leben verändern.
Warum Wasserwirtschaft?
Bevor ich hier gelandet bin, habe ich an der Schnittstelle zwischen Wäldern und Gemeinden gearbeitet. Auch dieser Job hatte einen Fokus darauf, die Arbeit mit Bildungsprogrammen in Schulen zu begleiten. Nachdem die Finanzierung und das Projekt beendet waren, ging ich zurück an die Universität, um einen Master-Abschluss in Projektmanagement zu Klimafragen zu machen. Und dann dauerte es noch zwei weitere Jahre, bis ich in die Wasserwirtschaft einstieg.
Wie kamst du dann mit WeWater in Kontakt?
2015 ging ich nach Delft in den Niederlanden, an das IHE (Institut für hydrologische Bildung), wo ich einen Kollegen, John, traf. Mit ihm sprach ich lange über meine Arbeit an der Schnittstelle aus Wasser- und Communitymanagement. Wir blieben in Kontakt. John wiederum kennt Steven von WeWater. Und so hat es angefangen. Denn wie ich bereits sagte, führen wir viele Projekte im ganzen Land durch. Aber natürlich ist alles, was wir gemeinsam mit der Regierung tun, sehr streng: Unsere Arbeit ist ein riesiger bürokratischer Aufwand, die Gemeinden müssen registriert werden und so weiter. Wir dachten, WeWater sei großartig, um auf einer niedrigeren und persönlicheren Ebene etwas zu bewirken.
Was hat dich überzeugt, mit WeWater zusammenzuarbeiten?
In dem Moment, als Steven Wasserfilter erwähnte, die es den Gemeindemitgliedern ermöglichen, Zugang zu sauberem Wasser zu haben, war ich direkt motiviert. Als ich die Arbeit, die WeWater in Uganda geleistet hat, sah, dachte ich: Es wäre großartig, wenn wir ähnliche Projekte auch hier in Kenia hätten. Da ich schon immer etwas zurückgeben wollte, war dies der perfekte Moment. Also habe ich mich mit Gemeinden in Verbindung gesetzt, die Zugang zu sauberem Wasser benötigen, da sie ihr Wasser aus direkten Quellen wie Flüssen, Seen und Quellen beziehen.
Was genau tust du derzeit für WeWater?
Ich unterstütze WeWater bei der Identifizierung von Gemeinden, die am dringendsten sauberes Wasser benötigen und daran interessiert sind, mit Wasserfiltern unterstützt zu werden. Ich unterstütze die Lieferung der Filter in der gesamten Logistik bis zur Community. Und ich schaue, welche neuen Communitys für die Zusammenarbeit gewonnen werden können.
Warum ist die Arbeit von WeWater und ähnlichen Organisationen überhaupt notwendig? Oder plump gefragt: Weshalb baut die Regierung keine Rohre und Leitungen, um sauberes Trinkwasser für die Bevölkerung sicherzustellen?
Die Arbeit von NGOs wie WeWater ist unerlässlich, weil sie das ergänzt, was die Regierung bereits tut. Deren Ressourcen reichen nicht aus. Bis heute gibt es zwar Verbesserungen bei der Wasserversorgung und der Kanalisation, aber diese Maßnahmen erreichen noch nicht alle Menschen flächendeckend.
Abgesehen von deiner lokalen und wasserwirtschaftlichen Expertise, was bringst du den NGOs, die nach Kenia kommen, bei? Gibt es einige Dinge, die NGOs oft falsch machen?
So sehr die NGOs auch mit guten Intentionen kommen, meistens ist es besser, sowohl zu geben als auch zu nehmen. Ich kann Organisationen vor allem eins mitgeben: Setzt die Hälfte um von dem, was ihr geplant habt. Für den Rest: Tut das, was die Gemeinschaften von sich aus als Ergänzung zu Regierungsprojekten vorschlagen. Auf diese Weise ist die Hilfe der NGO nachhaltig und folgt nicht nur eigenen Interessen.
Und aus Interesse und Transparenz: Gibt es etwas, das WeWater verbessern könnte oder sollte?
Die kenianischen Bürger wissen, wovon sie sprechen und sind andererseits offen für Ideen. Und viele Leute sind auch technisch sehr versiert. Das Beste, was WeWater lernen kann, ist die Art und Weise kennenzulernen, auf die sich die Gemeinden selbst engagieren. Genauso wie mehr über die Beteiligung der nationalen und Bezirksregierungen an den Aktivitäten zu lernen. Einige der Regeln der Regierung sind sehr streng.
Was ist die derzeit größte Herausforderung in Bezug auf sauberes Wasser in Kenia und siehst du Lösungen?
Der Zugang zu sauberem Wasser ist immer noch eine kleine Herausforderung. Ähnlich verhält es sich mit dem Schutz der verfügbaren Wasserquellen. Die Entwicklung von mehr Wasserspeichern in guter Qualität und natürlich größerer Menge ist dringend notwendig. Und natürlich sehe ich eine Lösung in dem Engagement der Gemeinden in Fragen des Umwelt- und Einzugsgebietsschutzes.
Was sind weitere Herausforderungen? Auch hinsichtlich deines Wissens über Klimaveränderungen.
Die größten Herausforderungen, die wir im Bereich Wasser als Auswirkungen des Klimawandels haben, sind Überschwemmungen und Dürren. Überschwemmungen zerstören Eigentum und Land. In der Folge könnten sowohl Vieh als sogar auch Menschen bei einsetzender Dürre sterben. Die Jahreszeiten haben sich geändert, was sich auf die Ernährungssicherheit ausgewirkt hat. Wir wissen: Wasser ist der Faktor, der die meisten, wenn nicht sogar alle Entwicklungen ermöglicht. Es geht mehr darum, die Gemeinschaften dazu zu bewegen, sich an den Klimawandel anzupassen und die Widerstandsfähigkeit der Politiken und Programme, einschließlich der verfügbaren Daten, zu erhöhen.
Was sind darüber hinaus deine Pläne und Ziele? Siehst du dich weiter in der Branche?
Meine Ziele sind auf jeden Fall, einen aktiven Teil zur Verbesserung des Lebens in einer Community zu leisten. Insbesondere natürlich, den Wunsch eines Zugangs zu Wasser in guter Qualität und Quantität in die Realität umzusetzen. Mir liegt sehr viel daran, von den Communitys zu lernen und zu versuchen, mit ihnen gemeinsam daran zu arbeiten, Wasser und Wasserquellen nachhaltig zu erhalten.
Herzlichen Dank an Elizabeth für ihre Zeit und Unterstützung.
Das Interview wurde auf Englisch geführt. Hier geht es zur Originalfassung.
Fotos: Elizabeth Diego