Das Jahr 2021 war das dritte Jahr seit der Gründung von WeWater. Und es war das zweite Jahr, in dem wir mit den besonderen Bedingungen einer weltweiten Pandemie arbeiten mussten. Dennoch können wir getrost sagen: wir haben einiges erreicht. In diesem Rückblick stellen wir euch die wichtigsten Meilensteine aus dem Jahr 2021 vor.
17 Millionen Liter sauberes Wasser bis Ende 2021
Das Corona-Virus hielt uns bei unserem Vorhaben nicht auf, weitere 16 AQQAcube Wasserfilter in Kenia zu installieren. Damit filtern wir pro Tag allein in Kenia jeden Tag über 65.000 Liter Wasser. Mit allen installierten AQQAcubes, also auch mit denen aus den Vorjahren, werden seit Ende des Jahres 2021 jährlich 17 Millionen Liter Wasser aufbereitet. Ein Grund zur Freude, da dadurch wasserbedingte Krankheiten, wie Cholera, Typhus, Durchfall sowie Haut- und Augenerkrankungen verhindert werden.
Forschungen von Josephine Lins im Rahmen ihrer Masterarbeit
Bereits seit 2019 ist Josi Teil unseres WeWater-Teams. Sie studiert Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Energie- und Umweltressourcen und hat in diesem Jahr ihre Masterarbeit über WeWater geschrieben. Dabei arbeitete sie eng mit unseren Partner:innen in Kenia zusammen. Da es ihr wegen der anhaltenden Corona-Pandemie nicht möglich war, nach Kenia zu reisen, koordinierte sie aus Deutschland die unterschiedlichsten Messungen. Involviert waren diverse Labore, Menschen aus den Dörfern und unser Community Scout Tomkin Odo.
Als einen Teil ihrer Forschung untersuchte Josi die Durchflussrate unserer Filter. Die Durchflussrate besagt, wie viel Wasser die Filter in einer Stunde filtern können. Wir gehen recht konservativ stets von 1.200 Litern Wasser pro Tag aus. Ihre Forschungen ergaben, dass die Durchflussrate von der Qualität des Wasser abhängig ist und dann zwischen 140 und 360 Liter je Stunde liegt. Bei einer 12-stündigen Nutzung filtern die AQQAcubes also zwischen 1.680 und 4.320 Liter Wasser – eine tolle Nachricht, denn das heißt, unsere Filtersysteme sind im Regelbetrieb noch leistungsfähiger als gedacht! Außerdem konnten wir feststellen, welchen Wert die halbjährliche Reinigung und Desinfektion hat: Sie sorgt stets für eine Vervielfachung der Filterleistung. Für die Langlebigkeit unserer Wasserfilter ist es also enorm wichtig, diese regelmäßig zu warten und zu reinigen. Unser Mitarbeiter Tomkin inspiziert und wartet deshalb regelmäßig alle Filtersysteme in Kenia.
Bei diesen Wartungsarbeiten wurde auch ein Filter bemerkt, der nicht mehr komplett dicht war. Ein O-Ring war verrutscht. So bestand die Möglichkeit, dass schmutziges Wasser sich mit dem sauberen Wasser vermischt. Durch Josis Anleitung und ein separat dafür produziertes Schulungsvideo konnte der Filter vor Ort repariert werden.
Außerdem erforschte Josi durch standardisierte Fragebögen die Beschaffung des Wassers.
Ohne den AQQAcube (Bild oben) wird entweder das kontaminierte Wasser aus den natürlichen Quellen direkt getrunken oder von Wasserlieferanten erworben. Diese verkaufen Wasser in sogenannten Jerrycans (Bild unten).
Wird das trinkbare Wasser bspw. nur durch den Kauf der Jerrycans bezogen, muss man dafür umgerechnet 61,30€ im Jahr ausgeben. Die Kosten für aufbereitetes Trinkwasser pro Jahr durch den AQQAcube liegen in der Theorie bei 4,80€. Dies ist ein theoretischer Wert, denn die Wasserfilter sind für die Menschen vor Ort kostenlos – dank eurer Spendengelder.
Dennoch ergibt sich eine Kostenreduzierung von über 92 % gegenüber den Jerrycans. Ein starker Preisunterschied, der uns zeigt, dass die AQQAcubes auch als Mittel zur Selbsthilfe attraktiv sein können. Und noch ein Vorteil kommt hinzu: Durch die Bereitstellung der AQQAcubes werden nicht nur Kosten gespart, sondern es sind auch weniger Wasserkanister im Umlauf. Wir sparen also Kosten, Plastikmüll und sorgen für sicheres und sauberes Wasser.
Ein paar spannende Ergebnisse der Umfragen in den Communities
Weiterhin stellen die Jerrycans aufgrund der unzureichenden Hygiene und der Logistik keine geeignete Lösung dar: Bis es zur Auslieferung kommt, werden mehrere Kilometer Transportwege zurückgelegt. Die Wasserqualität wird nicht weiter kontrolliert, zumal diese währenddessen nicht gekühlt werden. Aus Studien geht hervor, dass die mikrobielle Belastung bei Kunststoffkanistern aufgrund der Beschaffenheit des Materials sehr hoch ausfällt, da sie eine größere mikrobielle Oberflächenhaftung aufweisen.
Kooperation mit Flussbad Berlin e.V. & Unterstützer:innen-Treffen
Aus Forschungsgründen gingen wir im Jahr 2021 eine Kooperation mit dem Flussbad Berlin e.V. ein. Der Verein hat das Ziel, das Wasser der Spree zu reinigen, damit man wieder in der Spree baden kann. Deshalb befindet sich ein Kahn auf der Spree, der kontinuierlich mit Hilfe verschiedenster Filtermethoden Spreewasser reinigt. Auch unseren AQQAcube durften wir auf dem Kahn platzieren. Mit Hilfe einer technischen Pumpe wurde er über mehrere Monate und 24 Stunden am Tag mit Spreewasser versorgt. Die Verunreinigung der Spree war alarmierend, die Filterleitung des Filters hingegen beeindruckend. Ende Oktober haben wir über Social Media alle Unterstützer:innen von WeWater zu einem kleinen Treffen und einer Filtervorführung zum Kahn eingeladen und bei der Gelegenheit über unsere aktuellen Projekte berichtet.
Präventionsworkshops in Kenia mit Health Workern
Neben der Installation neuer Wasserfilter haben wir uns in diesem Jahr auch verstärkt um Hygiene-Schulungen und Präventionsworkshops gekümmert. Dabei unterstützen wir eine Gruppe von Health Workern in Kenia bei ihrem Vorhaben. Wir stellten finanzielle Mittel für die benötigten Materialien, wie Flyer, Hygieneartikel und Infotafeln zur Verfügung. Neben der Thematik von präventivem Schutz vor Infektionen, soll auch das Bewusstsein gesteigert werden, die eigenen Wasserquellen vor Verunreinigungen zu schützen. Dadurch können Kontaminationen verhindert werden, bevor sie überhaupt entstehen. So können Wasserquellen bereits im Ursprung auch ohne Filtrationstechnologien eine bessere Qualität aufweisen.
„Right To Say No“-Veranstaltungen
Da meist Frauen und Mädchen für das Sammeln von Wasser zuständig sind, organisieren die Health Worker in Kenia außerdem Kurse, die über die Gefahren aufklären. Unsere Partner:innen sprechen dabei von einem erhöhten Malariarisiko, da die Mücken in der Nähe der Wasserquellen nisten. Leider kommt es sogar vereinzelt zu Vergewaltigungsvorfällen, da der Weg zu den Wasserlöchern oft sehr weit und abgelegen ist. Im Rahmen der „Right To Say No“ (R2SN) Veranstaltungen wurden die Betroffenen zu diesen Themen sensibilisiert. Diese Workshops wurden von unseren Partnern in Shinyalu in Kenia organisiert. WeWater unterstützte sie durch finanzielle Mittel.
AQQAbags für die Ranger der Masai Mara
Auch der „kleine Bruder“ des AQQAcube kam in einem Projekt zum Einsatz: der AQQAbag. Der Nationalpark Masai Mara liegt in der Region Narok im Süden Kenias, an der Grenze zu Tansania. Die Parkranger, zu deren Hauptaufgaben der Schutz der Tiere vor potenziellen Wilderern, die Einhaltung der Parkregeln bei Safaritouren, das Verhindern von Offroadfahrten oder dem Bedrängen der Tiere zählen, wurden insgesamt mit zehn AQQAbags ausgestattet. Zuvor statteten sich die Ranger mit Wassergallonen und/oder Plastikflaschen aus. Gerade die Flaschen sind ein Problem, da natürlich kein Müll hinterlassen werden darf. Aus diesem Grund sind die Plastikflaschen als Trinkwasserquelle eher ungeeignet, zumal diese für die Dauer des Aufenthalts im Park nicht ausreichten. Aus diesem Grund wird oft auf Flusswasser zurückgegriffen, welches mit Keimen behaftet und verschmutzt ist. Dabei treten häufig Krankheiten bei den Mitarbeitern des Nationalparks auf, wobei deren Ausfälle schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Menschen und den Schutz der Tiere haben. Die AQQAbags leisten demnach einen immensen Beitrag, da die Ranger weniger Planungsaufwand haben, an beliebigen Stellen Wasser entnehmen können und ihnen eine mobile Aufbereitungsmöglichkeit zur Verfügung steht. Das Wasser kann ohne Gesundheitsbedenken getrunken werden und die Ausfälle aufgrund von Krankheiten werden reduziert, was wiederum zur Entlastung aller Mitarbeiter führt.
Neue Website im April
Seit längerer Zeit haben wir auf eine neue und modernere WeWater-Webpräsenz hingearbeitet. Der Relaunch fand im April 2021 statt. Unsere alte Seite war nicht mehr zeitgemäß und technisch etwas verstaubt. Lange Ladezeiten und ein überholtes Design schränkten die Nutzerfreundlichkeit für alle ein, die sich über unsere ehrenamtliche Arbeit informieren wollten. Daher freuten wir uns sehr, dass Christoph Meise, ein erfahrener Web-Entwickler, seine Unterstützung zusagte und diese ehrenamtlich von Grund auf neu aufbaute. Bis heute übernimmt er die technische Betreuung der Website.
WeWater im Radio bei radioeins
Im August waren wir zu Gast bei radioeins. In der Sendung „Zwei auf EINS“ sprach Steven mit den beiden Moderatoren über unsere Mission, unsere Ziele und wie unsere Wasserfilter funktionieren. Wir waren beeindruckt über die positive Resonanz und die zahlreichen Zuschriften. Sehr gefreut haben wir uns über die vielen Menschen, die sich in Folge daraus mit dem Thema auseinandersetzten und auch an unsere Organisation spendeten.
Durch das Interview kamen wir auch in Kontakt mit Anne Nürnberger, die uns seither als festes Teammitglied in unserer Kommunikation unterstützt.
Unternehmensspenden als wichtiger Teil unserer Förderung
Auch in diesem Jahr sagten wieder einige Unternehmen ihre finanzielle Unterstützung zu. So finanzierte die Dr. Westernacher & Partner Unternehmensberatung AG die zweite Projektphase in Shinyalu in Kenia, die eHealthBusiness GmbH aus Berlin stiftete einen Filter für die Koguta Community in Kenia. Der Rotary Club Beilngries-Altmühljura förderte die zweite Projektphase im Dorf Kamuga in Kenia, das inzwischen leider geschlossene Restaurant Muse aus Berlin stiftete einen AQQAcube. Wir sagen herzlichen Dank für die großzügigen Unternehmensspenden.
WeWater im ZDF
Last but not least: WeWater hat es ins öffentlich-rechtliche Hauptprogramm geschafft!
Im September besuchte uns ein Fernsehteam des ZDF und interviewte unser Team. Der Fernsehbeitrag über die gemeinnützige Arbeit von WeWater wurde dann am 3. Oktober ausgestrahlt. Der Beitrag erschien in der Sendung „sonntags“, die sich diesmal dem Thema Wasser und insbesondere dem Trinkwasser widmete.
Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall. Der TV-Beitrag bringt unsere Arbeit auf den Punkt und zeigt gut auf, wie unsere Filterlösungen den Alltag von Menschen ohne direkten Zugang zu sauberem Wasser einfach und unbürokratisch unterstützen kann.
Hier geht’s zum Beitrag in der ZDF Mediathek (WeWater ab ca. 5:10 min).
Wir danken recht herzlich all unseren Unterstützer:innen, ohne die das alles nicht möglich wäre. Unsere Mission geht auch 2022 weiter und wir arbeiten auf Hochtouren daran, noch mehr Menschen trinkbares Wasser zur Verfügung stellen zu können.
Euer WeWater-Team
Steven, Ulrich, Hannes, Josi, Thilo und Anne